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Podcast E#29 The burning man – Rohan´s 13 Minutes (Transkription)

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Heute geht es um das Thema „brennen“. Das hat nichts mit Pyromanie zu tun oder mit Feuerwehr. Es geht einfach darum, brenne ich für meine Sache für mein Projekt, ja oder nein?
Es ist vielleicht schädlich, dich zu brennen, ist es vielleicht nötig zu brennen? Was bedeutet dieses Thema und man hört das natürlich sehr oft und ich benutze es auch sehr oft, wenn ich auf der Arbeit gefragt werde oder das besonders im privaten Bereich, was Schriftstellertum für mich bedeutet, was das Podcasten für mich bedeutet. Dann sage ich einfach, ich brenne dafür.

Sprichwort ist nicht immer Wahrheit

Wer von euch Kinder hat und auch mal solche Sprichwörter oder solche Umgangsphrasen benutzt, der wird dann erstmal, gerade bei ich brenne dafür, in große Kinder-Augen gucken und denken, oh mein Gott, fackelt er sich jetzt ab oder nicht. Aber es ist im Grunde genommen ein Sprichwort dafür, dass man eine Sache extrem geil findet, dass man da praktisch seine Berufung gefunden hat.
Da hat sich dann dieses „Ich brenne dafür“ scheinbar eingebürgert.
Andere brandtechnische Umschreibung wäre dann „Ich bin Feuer und Flamme dafür.“ Also scheint man dahingehende Neigungen gerne mit Hitze und Brand zu deklarieren.

Wieso, weshalb, warum?

Aber was heißt das jetzt? Wenn ich etwas mag, wenn ich jetzt etwas erzeugen möchte, erstellen möchte, schaffen möchte oder erschaffen möchte, muss ich dann dafür brennen?
Brenne ich wirklich dafür? Ist es jetzt wirklich meins oder macht man das gerne?
Muss ich dann dafür brennen, um zu sagen, das ist jetzt mein Ding?
Also nein, muss man natürlich nicht. Man sollte natürlich in sich hineinhorchen, ob man Dinge gerne macht, ob man Dinge macht, die ein bisschen unangenehm sind, das muss man natürlich irgendwo selbst entscheiden.

Lampenfieber ist auch eine Art von Brennen

Wenn ich den Podcast aufnehme, bin ich ein bisschen flatterig, das ist so eine Art Lampenfieber. Wie erzähle ich, wie komme Worten rüber. Stottere ich zu viel? Kann ich das Thema, das ich anspreche, auch so rüberbringen, dass es verstanden wird?
Hat nichts damit zu tun, dass man nicht dafür brennt oder dass man, just in dem Moment, so ein klein wenig Widerwillen hat. Was Lampenfieber so in der Art ist.
Da kommt auch schon wieder die Hitze ins Spiel. Das ist einfach ein Erregungszustand, den ich sehr gerne benutze, um mich zu fokussieren.

Leistung kann temperaturunabhängig sein

Aber natürlich kann man auch tolle Leistung bringen und mit Herz dabei sein, ohne dafür zu brennen. Man hat Hochs und man hat Tiefs. Ich schreibe unheimlich gerne, aber man kommt auch irgendwann mal nicht dazu. Wie letzte Woche, wo ich die Treppe aufgebaut habe. Da habe ich einfach das Schreiben sein lassen müssen, weil die Zeit vom Tag endlich ist. Der Tag hat nur 24 Stunden und ab und zu muss man arbeiten, ab und zu schlafen und dann bleibt nicht viel übrig. Aber jetzt kommt wieder der innere Drang, mich wieder hinzusetzen und für das neue Buch zu plotten und zu schauen, wie kann man diese Geschichte kreativ umsetzen. Das ist dann ein Brennen dafür. Man hat Phasen, da möchte man gerne mal ein bisschen Handarbeit äh handwerkliche Arbeit machen und dann schreibe ich auch wieder gerne. Und man sollte sich wirklich nicht davon leiten lassen, dass man auf einmal nicht mehr dafür brennt.
Was ist mit mir los?
Habe ich jetzt vielleicht meine Ideale verloren?
Ist es vielleicht doch nicht das, was ich möchte?
Nein, das ist irgendwo auch das Leben. Das Leben bedeutet auch Phasen und manchmal kommt etwas in die Phase rein, was vielleicht für den Moment wichtiger ist, das heißt nicht, dass ihr nicht da innerlich brennt.

Unterm Strich ist abgerechnet

Unterm Strich werdet ihr, was auch immer ihr gerne macht, immer und immer wieder durchdenken. Auch wenn ihr irgendetwas anderes macht. Dann werden euch Ideen kommen und das muss nicht sein, dass ihr stocksteif dasitzt und denkt, jetzt muss ich für das, wofür ich brenne, eine Idee haben.
Jetzt on point komm schon.
Dann erzwingt ihr etwas und das funktioniert meistens nicht. Und gerade auch, wenn man sich solche Fragen stellt, solche Vermutungen anstellt, könnte man das auch wieder in Richtung Zwang sehen.
Wenn ich etwas gerne mache, muss ich das dann zwanghaft machen?
Ist das dann schon ein Zwang, wenn ich es gerne mache?
Ist es ein Zwang, es weiter zu tun, obwohl ich just in dem Moment etwas anderes machen möchte?
Nein. Tu das, was du tun möchtest. Und das mache ich auch. Wenn mir im Moment nicht nach schreiben ist, dann kann da auch nichts Gutes bei rauskommen.

Manches muss erledigt werden

Den Podcast muss ich wöchentlich rausbringen. Aber manchmal hadere ich damit.
Welches Thema bespreche ich heute? „Ich brenne dafür“ ist vor einer Stunde entstanden und vor genau 61 Minuten wusste ich noch nicht, was ich sagen sollte, worum es sich die Woche handeln sollte.
Lass es einfach auf dich zukommen und genau diese Erwartungshaltung, vielleicht würde ich es auch nicht Erwartungshaltung nennen. Einfach mal sich zurücknehmen und schauen, was passiert. Das bringt dich auch weiter. Ist es mit Erfolg verknüpft, wenn ich für etwas brennen oder etwas gerne mache?

Brennen zum Erfolg?

Ich glaube nicht. Nee. Wenn ich etwas gerne mache, wenn wirklich mein Herz daran hängt, meine Leidenschaft, dann brauche ich den Erfolg auch gar nicht. Dann muss ich auch oder dann bin ich auch damit zufrieden. Es ist wie mit dem Podcast: Wieviel Hörer ich habe, natürlich möchte ich viele haben, aber, ich habe lieber 10 oder 100 oder 1.000 Hörer, wo das Gesagte ankommt, als eine Million, die das nur so im Vorbeigehen hören.
Es ist genauso wie mit den Büchern, ich möchte die Leute erreichen und mit den Geschichten, oder das, was ich im Podcast sage, was bewegen. Und da ist es mir lieber, es sind weniger Leute und ich bewege etwas, als so eine Art Massenware und Fast Food Snacks so nebenher zu laufen.

Gedanken sind keine schmalen Leitplanken

Ich lasse mich nicht einengen von Gedanken. Wenn ich einmal für etwas brenne, brauche ich dies aber nicht für immer machen. Jetzt könnte man meinen: man hat nicht dafür gebrannt.
Es gab Sachen, wo ich sage, das fand ich vollkommen geil, das war mein Ding. Es kann aber auch, aus welchem Grund auch immer, von jetzt auf gleich irgendwann vorbei sein.
Dann ist das auch okay. Das ist das Leben und das Leben muss man das so nehmen und dann wird etwas anderes kommen, dann sollte es nicht so sein. Das klingt ein bisschen esoterisch, aber ich habe in meinem Leben festgestellt, erzwingen kann man erstmal gar nichts.
Wenn man irgendwo eine vermeintliche Niederlage hatte, oder wie du das Ding auch immer titulieren wolltest, in der Zukunft hat sich immer wieder gezeigt, dass es für etwas gut war.
Genau wie diese Niederlage dafür gut war, dass ich jetzt hier stehe. Und zwar mit allem, was ich habe.
Was ich auch dazwischen gemacht habe. Das ist so eine Sache, wie: Ich stehe auf einer Kreuzung, auf einmal klopfte mir das Schicksal auf die Schulter, dass ich nach rechts oder nach links gehen soll.
Durch einen vermasselten Test, durch eine Prüfung, die ich nicht bestanden habe, wie auch immer. Man sieht im Grunde genommen erstmal diese Zukunft nicht und es bleibt einem nichts anderes übrig, als genau diese Richtung zu bestreiten und auf einmal merkt man, hey, das ist eigentlich doch der bessere Weg gewesen.

Hätte, wäre, wenn.

Hätte ich diese Prüfung oder was auch immer bestanden, wäre ich nicht nach rechts, sondern nach links gegangen, wer weiß, wie dann das Leben ausgesehen hätte.
Genauso ist es mit „Ich brenne für etwas“ und auf einmal merkte ich, dass es vielleicht doch erlischt. Vielleicht war es in diesem Moment nicht der richtige Zeitpunkt, aber das ist es auch etwas, wo man in sich reinhören muss und ich muss zugeben, das ist sauschwer. Eine der schwersten Sachen überhaupt. In diesem Moment abwarten. Mal gucken, wofür es gut ist.
Vielleicht kommt ja doch noch was raus.
Vielleicht habe ich hier früher gebrannt.
Vielleicht war es nicht das Richtige.
Vielleicht war es nicht der richtige Zeitpunkt, aber ich weiß ganz genau, dass hier drin noch das kleine Feuerchen lodert, mache weiter und vielleicht kommt es zu einem richtigen Knall, ein richtiges Feuer, dass dann später, zu einem anderen Zeitpunkt, wo sich das Leben verankert und richtig ausgerichtet hat, entfaltet und dann knallt es.
Also man muss gechillt bleiben.

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Rohan de Rijk

Rohan de Rijk wurde in den 68er Jahren in Düsseldorf geboren. Rohan bezeichnet sich seit frühester Kindheit als „Extrem-Leser“. Sein erster Thriller „Schnee am Strand“ erschien 2018. Davor hatte Rohan einige Kurzgeschichten und den Gedichtband „düster Zeilen“ veröffentlicht. Er bekennt sich zum Selfpublishing, weil seine Kreativität dort am besten zum Tragen kommt. Als gelernter Mediengestalter designt er seine Cover selber. So ist jedes Buch ein 100%iger Rohan de Rijk. Sein Leben als Schriftsteller und Freigeist teilt er mit der Welt in seinem Podcast „Rohan´s 13 Minutes“. Rohan de Rijk lebt heute mit seiner Familie in Mönchengladbach und in Noord-Holland.

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