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#107 Reite ich ein totes Pferd?

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Willkommen in der Hofreitschule der Idioten.
Fast sieht es so aus, als ob ich im neuen Jahr einen Hang zur Selbstbeleidigung entwickelt habe. Aber mal der Reihe nach.

Der Hype ist tot, es lebe der Hype

Warum geht es? Natürlich um mein Projekt, mein Leben als Künstler finanziell abzusichern. Womit könnte man dies machen? Im Rennen wären NFTs (Non-Fungible-Token). Was im Jahr 2021 und auch ein wenig im Jahr 2022 gehypt wurde, scheint von der Bildfläche verschwunden zu sein. Natürlich gibt es dafür Gründe. Die Zinsentwicklung ist eine Katastrophe. Mann und Frau haben weniger Geld und geben dieses lieber für Dinge aus, die nicht so spekulativ sind. NFTs wurden dazu benutzt, die Gier der Käufer auf das schnelle Geld anzuheizen. Dies wurde ins Unermessliche getrieben, was wiederum Spitzbuben angelockt hat und so und nicht anders, haben die NFTs einen schlechten Leumund bekommen und manche Leute eine Menge Geld verloren.
Aber sind die NFTs tot und bin ich von allen guten Geistern verlassen, auch nur eine Minute in meiner Zeit noch in NFTs zu investieren?

Das Schwarze und das Weiße

Wo Licht, da auch Schatten und umgekehrt.
Ich sehe die Zukunft der 10.000 NFTs eher negativ. 10.000 Abwandlungen einer einzigen Grafik sind, meiner Ansicht nach, schwerer an die Leute zu bekommen, besonders für die Preise, die vor zwei Jahren aufgerufen wurden.
Jetzt kommt das Weiße, das positive Aber: Die digitale Kunst wird sich ihren Platz neben der physischen schaffen und behaupten. Museen werden digitale Ausstellungen veranstalten, werden Grafiken und andere Arten der digitalen Kunst zeigen. Das LCD wird die Leinwand hierfür ersetzen. Genau für dieses Gebiet halte ich die NFTs für unverzichtbar.

Der Beweis

Wer sich mit NFTs beschäftigt hat, dem ist bewusst, dass die Fälschungssicherheit nicht in dem Kunstwerk liegt, sondern dort, wo es verankert ist. Dies ist die Blockchain. Hier wird der aktuelle Besitzer und die Historie von kaufen und verkaufen festgehalten und zwar so, dass die Integrität der Daten und damit der Besitz des Kunstwerkes absolut gesichert ist. Eine Änderung der Blockchain ist ausgeschlossen, eine Änderung der Daten, wenn dies überhaupt möglich ist, würde sofort auffallen, weil die Chain, also die Kette, unterbrochen wäre.

Klasse, Klasse, Klasse

Nach diesem Ausflug kommen wir wieder zu mir. Um ehrlich zu sein: Ich bin auch auf den Zug NFT aufgesprungen. Auch ich habe gehofft, einmal von einem Hyp zu profitieren. Auch ich habe eine 10.000 Kollektion auf OpenSea eingestellt (Link: Wollt ihr einen Blick riskieren?). Die gibt es dort noch immer und vielleicht, ja vielleicht aktiviere ich den Verkauf wieder.
Aber die Richtung, die ich jetzt eingeschlagen habe, geht in eine andere Richtung: Kunstwerke mit Tiefgang. Einzigartig. Collagen aus Fotos, ich nenne sie psychoaktiv. Trotz aller Einzigartigkeit muss man, wie überall in der Kunst, ein wenig den Marktschreier rauslassen. Marketing ist immer noch das Pferd, das den Künstler nach vorne peitscht. Face it. Neugierig geworden (als ob ich das nicht beabsichtigt hätte): Hier der Link zu der im Moment kleinen aber feinen Sammlung von psychoaktiven, digitalen Kunstwerken.

Ich habe doch gar keine Glaskugel

Ob dies alles so eintrifft, vermag ich nicht zu sagen. Werde ich mit NFTs Geld verdienen? Wüsste ich es, würde ich einmal kurz und knackig Lotto spielen und alle Schäfchen wären im Trockenen.
Für mich sind und bleiben NFTs eine spannende Sache. Künstler haben mit Wasserzeichen versucht, ihre digitalen Werke zu schützen. Schaut man sich bei YouTube um: Mindestens, wenn nicht noch mehr Videos, wie man Wasserzeichen aus Bildern entfernen kann.
Das Werk des Künstlers ist kein Allgemeingut, es sei denn, er oder sie erklärt es dazu. Künstler haben verdammt noch mal ein Recht, mit dem was sie schaffen, Geld zu verdienen. Und deshalb bin ich pro NFT und ich hoffe, dass nach dem ganzen Hype das wahre Gesicht von den NFTs ans Licht kommt.

Rollen wir uns in der Zeit zurück: Wir schreiben das Jahr 2000. Der Neue Markt an der Frankfurter Börse boomt. Startups, die nur das Wort Internet bei den Banken aussprechen, bekommen das Geld ohne Wenn und Aber hinterhergeworfen. Wechseln wir die Seiten: Anleger haben alles gekauft, was auf das Parkett geschmissen wurde. Teilweise konnten sie die Namen der Aktiengesellschaft noch nicht einmal aussprechen, geschweige denn, wussten sie, was die AG hergestellt hat.
Ich sehe hier so viele Parallelen zu den NFTs. Wenn die Gier nach Geld versiegt ist, wird die Technik dahinter dem Künstler dienen. Hoffen wir es. Wehe nicht.

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Rohan de Rijk

Rohan de Rijk wurde in den 68er Jahren in Düsseldorf geboren. Rohan bezeichnet sich seit frühester Kindheit als „Extrem-Leser“. Sein erster Thriller „Schnee am Strand“ erschien 2018. Davor hatte Rohan einige Kurzgeschichten und den Gedichtband „düster Zeilen“ veröffentlicht. Er bekennt sich zum Selfpublishing, weil seine Kreativität dort am besten zum Tragen kommt. Als gelernter Mediengestalter designt er seine Cover selber. So ist jedes Buch ein 100%iger Rohan de Rijk. Sein Leben als Schriftsteller und Freigeist teilt er mit der Welt in seinem Podcast „Rohan´s 13 Minutes“. Rohan de Rijk lebt heute mit seiner Familie in Mönchengladbach und in Noord-Holland.

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