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#120 Das Gift in dir

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Der Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung.
Wilhelm Busch

Die Fessel lege ich mir selbst an

Seien wir ehrlich zu uns, das Gift des Neides pulst auch in unseren Adern. Vielleicht nicht in der Ausprägung des Maximalen, aber ein wenig ist immer vorhanden.
Seien wir ehrlich, und ich bin ehrlich mit mir: Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich mir das Gift des Neides in die Venen spritze. Da ist der Typ, der den Wagen fährt, in dem ich gerne sitzen würde. Aber der Neid ist ein billiger Geselle. Wie viel Schulden hat der Typ? Ist er vielleicht Sohn von Beruf? Ist er glücklich? Oder ist dieses Auto nur eine spanplattendünne Fassade? Natürlich weiß ich es nicht. Wie sollte ich es auch wissen. Den Neid versuche ich abzulegen, weil es die Kraft tötet, die ich brauche, um selber erfolgreich zu werden. Der Neid sind die Handschellen des Geistes, die einen daran hindern, den Weg zu sehen, den Weg zu gehen, der einen an die Spitze katapultiert.

Der umgekehrte Fall

Ja, hier bin ich ehrlich: Wenn irgendjemand neidisch ist, auf das, was ich erreicht habe, bin ich im tiefen Grund meines Herzens ein klitzekleines Bisschen geschmeichelt. Der Teufel in mir freut sich. Ich genieße den Neid. Es ist falsch, das weiß ich, aber so ist der Mensch nun einmal gestrickt. Der Stärkere gewinnt. Der Stärkere hat die hübschesten Girls, hat den volleren Teller, hat das vollere Glas. Der Stärkere wird in der Horde überleben.

Die Gedanken manch anderer Völker

Ist der Neid eine ureigene Eigenschaft in den Genen der Deutschen?
Man sagt den Amerikanern nach, dass sie sich über den Erfolg der anderen freuen und es zum Anlass nehmen, dem oder der nachzueifern.
Hand auf den pochenden Muskel: Ich war noch nie im gelobten Land, ich kenne diese Aussage nur vom Hörensagen. Aber nehmen wir mal an, dass ein Teil von den Amis wirklich so reagiert. Ist dies nicht der bessere, ja sogar der gesündere Weg? Es werden nicht alle schaffen, denn auch drüben, jenseits des großen Teichs, hat der Erfolg den Blaumann an und nicht alle wollen sich der Arbeit, der Mühe und der wenigen Freizeit stellen.

Detox – Der Weg zur Heilung

Auch wenn der eine oder andere BRD-Germane nicht aus seiner Haut kann, sollte man sich allen Ernstes fragen: Welche Vorteile habe ich, wenn ich neide?
Der Neid ist sofort greifbar. Der Erfolg des Neides ist sofort sichtbar oder vielleicht auch nur spürbar und der Neid lenkt wunderbar davon ab, dass man selber in keinster Art und Weise tätig wird, um seinem Leben den richtigen Drall zu versetzen.
Erkannt. Gebannt. Klingt einfach, ist es nicht. Aber man sollte sich im Klaren darüber sein, ob man neidet um des Neidens willen, oder ob hinter dem Ganzen vielleicht ein Bedürfnis steckt. Und hier meine ich ein von Grund auf ehrliches Bedürfnis und nicht eine komsumgeschwängerte Wahrnehmung wie das Leben auszusehen hat.

Nie in Gänze frei sein

Auch wenn wir uns eine stählerne Festung gegen das Geschwür des Neids gebaut haben, brav und täglich an unserem Detox arbeiten, wird eines Tages der Neid um die Ecke kommen und uns in die Fresse hauen.
Aspekte des Lebens, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Leben dazugehören, und die wir einfach nicht eliminieren können, treten immer wieder auf die Bühne eben dieses Lebens und versetzen uns einen gehörigen Tritt in die Eier oder wo es bei Individuen jedweden Geschlechts sonst noch so richtig weh tut.
Wir müssen lernen, mit Ängsten zu leben, wir müssen lernen, mit Neid zu leben. Manches ist Evolution und manches könnte ein Fingerzeig sein, das Bedürfnisse nicht erfüllt wurden. Es soll uns animieren, zu wachsen.

Die Menschheit schürft nach dem Sinn des Lebens

Vielleicht ist es das, was uns das Universum (auch hier wieder eure bevorzugte Gottheit einsetzen) vor die Füße wirft. Erkenne deine Fehler, wachse ein Leben lang. Tue dir und anderen Gutes. Das, und nichts anderes, sehe ich als Sinn des Lebens. Klingt einfach, aber versucht diesen Sinn einmal zu leben.
Vielleicht wird das Häufchen Zellen, genannt Mensch, daran wachsen, eine mentale Stärke erreichen, sich über Konventionen hinwegsetzen, einen eigenen Willen haben oder aber daran zugrunde gehen.

“Das passiert, wenn ich den Neid überwunden habe?”, fragt Thomas der Ungläubige.
Eine Lego-Stadt besteht auch nicht nur aus einem Stein, aber jeder Stein, und dazu gehört Neid, Angst und vielleicht sogar die sieben Todsünden, baut das Leben, dein Leben.
Mach was draus.
Jetzt steige ich in meinen Porsche und bin weg.

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Rohan de Rijk

Rohan de Rijk wurde in den 68er Jahren in Düsseldorf geboren. Rohan bezeichnet sich seit frühester Kindheit als „Extrem-Leser“. Sein erster Thriller „Schnee am Strand“ erschien 2018. Davor hatte Rohan einige Kurzgeschichten und den Gedichtband „düster Zeilen“ veröffentlicht. Er bekennt sich zum Selfpublishing, weil seine Kreativität dort am besten zum Tragen kommt. Als gelernter Mediengestalter designt er seine Cover selber. So ist jedes Buch ein 100%iger Rohan de Rijk. Sein Leben als Schriftsteller und Freigeist teilt er mit der Welt in seinem Podcast „Rohan´s 13 Minutes“. Rohan de Rijk lebt heute mit seiner Familie in Mönchengladbach und in Noord-Holland.

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